Ratschläge für das Blasen der Trompe
von Gustave Rochard (1866 – 1924)
Le Folklore de la Chasse
Verehrte Leser,
Ich habe lange gezögert, dem Wunsch zahlreicher befreundeter Bläser nachzugeben, ihnen alle meine Kompositionen, die alten sowie die neueren, anzubieten, nachdem ich eine Auswahl derer getroffen habe, die es mir wert waren veröffentlicht zu werden. Ich schäme mich, dass ich diese Ausgabe nicht mehr zum durchschnittlichen Preis der Arbeiten der Ausgaben, die vor 1914 veröffentlicht wurden, anbieten kann, denn der Preis war 50% unter dem der heutigen Ausgaben, die die Arbeit von 40 Jahren darstellen.
Jedoch spüre ich eine stille Genugtuung, dass ich dem Denkmal der französischen Jagd einen bescheidenen Stein hinzufügen kann.
Sie finden auf diesen Seiten einige alte und schönen Fanfaren aus den Provinzen Frankreichs, die noch nie veröffentlicht wurden und die ich so vor der Vergessenheit bewahrt habe. Im Laufe meines Berufslebens habe ich die anderen komponiert für zahlreiche Freunde, die an meiner Arbeit interessiert waren und die mir unwiderlegbare Beweise ihre Freundschaft gegeben haben. Denn das ist ein Zeichen ihrer Wertschätzung, dem ich mich verpflichtet fühle.
Nach dem, was unsere Vorgänger, die Laugé, Joliot, Sombrun, de La Porte usw. geschrieben haben, erscheint mir der Versuch rücksichtslos, aber an Mut hat es mir nie gefehlt.
Ale jacta est, (die Entscheidung ist gefallen) und ich hoffe, dass auf Grund der kleinen Auflage dieses Werkes, man es vergeblich in den Kästen auf den Quai St. Michel suchen wird. (Anmerkung des Übersetzers: Eine Strasse in Paris auf der, ähnlich einem Flohmarkt, alte Bücher angeboten werden)
Ich habe mich daran gehalten, ihnen nichts veröffentlichtes anzubieten. Außer zwei oder drei Stücken, bei denen ich mir erlaubt habe, die Originale zu bearbeiten, denn die handschriftlichen Originale wurden Veränderungen unterzogen, sowie auch ihr Stil mit den nachfolgenden Übertragungen.
Das künstlerische Repertoire für die Trompe ist wirklich nicht üppig [dies können wir heutzutage nicht mehr behaupten; Anm. Martin Geyer] und es kann sich nicht mit der Orchestermusik vergleichen. Das liegt an dem eingeschränkten Tonbereich unseres Instrumentes. Aber mit Hilfe der Hand in der Stürze kann man die Möglichkeiten unterschiedlicher Effekte beträchtlich erweitern.
Ich behalte es mir daher vor, diesen Punkt ausführlicher zu behandeln als die verschiedenen Arten, das Horn zu blasen.
Der Amateur-Schüler wird auf den folgenden Seiten vernünftige Ratschläge finden, die bei Amateuren, die zäh und hartnäckig geübt haben, zum Erfolg geführt haben. Und das ohne die Beispiele, die hier angeführt sind:
Allgemeiner Grundsatz:
Um die Trompe schön zu blasen, muss man sie lieben und sich ihr passioniert hingeben.
Die zahlreichen Horngesellschaften in Frankreich, und ich hatte die Ehre, einige Formationen anzuregen, werden ein Repertoire finden, das ihren Möglichkeiten es aufzuführen, entspricht. Alle diese Werke werden von einem Zuhörerkreis, der sich auskennt, unterstützt. Diejenigen, die auf den Schallplatten des Verlages Pathé aufgenommen sind, sind fast Allgemeingut geworden.
Einige Fanfaren wurden mit einem Text unterlegt. Als gelungene Dichtung sind sie dann auch schön. Mein Wunsch, liebe Leser, ist, dass alle Melodien des Waldes bei ihnen gut aufgenommen werden und sich festsetzen damit zukünftige Generationen Jünger des Dampierre werden.
Um das Blasen des Horns zu erlernen
Um das Horn zu blasen braucht es Luft, Lippen, Gehör und Zähne, natürliche oder auch eine Prothese.
Jedoch kennen wir eine Besonderheit: Laizé, genannt Fanfare. Obwohl er einen Mund wie ein Neugeborenes hatte, blies er das Horn leistungsstark und bemerkenswert. Aber das ist ein Ausnahmefall.
Falls Sie, Amateure, die schöne Form ihres Mundes verlieren, lassen sie sich nicht entmutigen. Richten sie evtl. ihre Prothese und danach ist es nur eine Frage der Umgewöhnung.
(Anmerkung des Übersetzers: Eine Zahnprothese muss Anfang der 30-iger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine elitäre Sache gewesen sein, sonst hätte Rochard nicht explizit darauf aufmerksam gemacht. Richtig ist, dass französische Bläser nicht selten Narben auf den Lippen davontragen)
Stellung beim Blasen und reguläre Haltung des Hornes
Man hält das Horn in der rechten Hand, ungefähr 40 cm vom Mundstück entfernt, angepasst an die Armlänge, den Daumen auf der inneren Windung die auf dem Arm ruht.
Den Körper aufrecht, die Beine zusammen, die Schultern gesenkt, den Kopf gerade.
Vermeiden Sie, den Kopf, die Arme und den Körper hin und her zu wiegen, blasen Sie die Backen nicht auf, wirken Sie nicht angespannt, behalten Sie einen natürlichen Gesichtsausdruck, atmen Sie tief in dem Sie den Brustkorb weiten – nicht nur in den Bauch – ein Fehler, ach, der häufig vorkommt.
(Anmerkung des Übersetzers: Im Originaltext steht, dass in den Brustkorb geatmet werden soll und die Bauchatmung ein Fehler sei. Da liegt mit Sicherheit ein Fehler des Schriftsetzers vor, der das französische Equivalent des deutschen n u r weg gelassen hat und damit den Sinn des Satzes umgedreht hat.)
Vermeiden Sie schlechte Angewohnheiten, die der Ästhetik schaden, Muskelanspannungen können hässlich wirken, das sollte klar sein. Zu Anfang sollten Sie vor einem Spiegel blasen. Das ist eine gute Methode, Fehler zu vermeiden und einen guten Eindruck zu machen.
Über die Art und Weise das Blasen zu erlernen
1. Die Auswahl des Mundstückes:
Ein Neuling braucht die komplette Bandbreite der Größe der Mundstücke. Das kann eine Gruppe mit einem Lehrer, der unverzichtbare Ratschläge gibt, nicht leisten. Aber hier denken wir an einen einzelnen Amateur und raten ihm zu einem Mundstück mittlerer Größe, das er später noch nach seinem Geschmack ändern kann. Die Nr. 1 reicht für den Anfang. Manche Schüler haben schmale Lippen, andere wiederum fleischige Lippen. Bei unseren Ratschlägen ist das kein Kriterium, denn wir kennen Schüler mit schmalen Lippen, die ein großes Mundstück nutzen und auch anders herum. Man kann eine endgültige Entscheidung erst nach einigen Wochen der Übung treffen. Bei einem Bläser, der keine außergewöhnlichen Fähigkeiten, sondern nur durchschnittliche hat und die ersten drei Grundübungen hinter sich hat, sollte das erste Mundstück ausreichend sein.
In einer großen Gruppe jedoch, sollte der Bläser, der die tiefe Stimme bläst, Interesse an einem großen Mundstück mit einer weiten Bohrung haben, damit er einen tiefen und vollen Ton erzeugen kann.
Die endgültige Auswahl sollte nicht getroffen werden, bevor der Schüler nicht seine Fähigkeiten voll entwickelt hat. Das Mundstück ist nicht immer der Grund für die ersten Enttäuschungen und ehe man es wechselt, muss man sicher sein, dass es unausweichlich ist.
Beispiel: ein Schüler, dem empfohlen wurde, das Mundstück in der Mitte am Mund anzusetzen, bemerkt auf einmal, wenn er das Mundstück mehr an der Seite, sei es nach rechts oder nach links, ansetzt, trifft er den Ton besser und richtig. Vor allem nach einer gewissen Zeit intensiver und erfolgreicher Übungen, wird er auf der Art des Ansatzes bestehen und diesen beibehalten. Da die vorher genannten Prinzipien nicht grundlegend sind, zählt allein das Ergebnis. Also, die vorläufige Regel: Blase mit dem Ansatz in der Mitte des Mundes – beenden Sie alle anderen Versuche nach einiger Zeit des Ausprobierens. Die Größe der Mundstücke steigt mit der Nummerierung: 0 – ½ – 1 – 1 1/2 – 2 – 2 1/2 – bis 3. Die 3 wird allgemein nur für die Bassstimme verwendet.
2. Die Auswahl einer Lehrmethode
Die unterschiedlichen Klänge
Es gibt verschiedene Art und Weisen das zu blasen, man nennt die unterschiedlichen Töne:
- Den einfachen Ton
- Den Triller
- Den normannischen Ton oder das Rollen
- Den Tayaut oder Ton der Jagd.
Der zuletzt genannte ist der, der die meiste Übung erfordert und, mit Ausnahmen, nicht leicht zu erlernen ist. Aber bevor man versucht ihn zu erlernen, diesen elegantesten aller Töne, muss man mit dem einfachen Ton beginnen.
Der einfache Ton
- Entstehung des Tones
Setzen sie das Mundstück ungefähr zu Zweidritteln auf die Oberlippe, die fast den gesamten Gegendruck des Mundstückes aufnimmt, und zu einem Drittel auf die Unterlippe, die beweglicher ist und die Zungenspitze stützt.
- Die Zungenspitze verschließt die Öffnung der Lippen, man atmet tief.
- Die Luft wird im Mund komprimiert ohne die Backen aufzublähen.
- Die Zunge wird ruckartig zurückgezogen, als wollte man einen ungewollten Fremdkörper ausstoßen. Die Luft tritt kraftvoll in das Mundstück ein und lässt das Instrument vibrieren. Der Klang ist erzeugt aber er muss noch geformt werden. An dieser Stelle braucht man eine Stimmgabel, die den Vergleichston zum Ton sol (G) der Trompe hat. Der Musiker schreibt ihn als ut.(C).
Der Tonumfang der Trompe
Die ersten Übungen bestehen daraus, den Klang aller Noten heraus zu finden, indem man mit dem G beginnt und dann nach oben und unten weiter geht.
Wenn der Schüler die Töne fehlerfrei findet, ohne jede Variation, wie eine angeschlagene Saite, kann er zur zweiten Übung übergehen. Er benutzt die Zungenspitze für kurze Tonstöße, so, als führte er eine Attacke aus. Jeder Ton wird vier Mal wiederholt, mit einer Kadenz von vier Tönen pro Sekunde. Der letzte wird etwas länger ausgehalten.
Die folgende Übung wird in der gleichen Art und Weise absolviert. Die Kadenz wird dabei langsam gesteigert.
Hier noch einige Lockerungsübungen. Wenn sie gut ausgeführt sind, können sie zur Einübung von Fanfaren verwendet werden.
Vermeiden Sie, die Noten zu binden, d.h. eine an die andere zu setzen, ohne die Zungenspitze einzusetzen. Jede Note soll während der ganzen Übung einzeln gespielt werden.
Gebundene Noten werden extra gekennzeichnet.
Der Triller
Der Triller dient zur Verschönerung des Tones. Er wird, im Gegensatz zum Vorschlag, hinter die Hauptnote gesetzt. Man erzeugt ihn, indem man nach dem Anstoß mit der Zungenspitze die Lippen leicht aufeinanderdrückt. Man imitiert etwas den Tayaut aber er wird nicht mit den gleichen Mitteln produziert. Der Triller wird in Fantasien verwendet und wie folgt geschrieben:
Der normannische Ton
Das ist der Ton, der dem Tayaut am nächsten kommt, der bei Übungen immer Vorrang haben sollte. Er wird mit Druck geblasen, ist aber kein Vorschlag. Es wird stark geblasen oder die Unterstützungsnote angestoßen, die folgenden dagegen weich.
Um es zu erklären schreiben wir: tululu für drei Achtel und tutulu für ein Achtel und ein Viertel.
Der Tayaut oder der Ton der Jagd.
Jeder Autor hat eine Erklärung für diesen Ton gegeben. Aber es ist nicht alles gesagt, bis ich eine weitere präsentiert habe.
(Anmerkung des Übersetzers: Das ist mal eine selbstbewusste Ansage)
Bei den meisten Schulungen hört man einem guten Bläser zu und versucht, ihn nachzuahmen.
Der Plattenspieler kann auch gute Dienste leisten. Mit gut ausgewählten Platten, die der Schüler im Katalog des Hauses Pathé Frères finden kann. Die Platten ersetzen, genau genommen, den fehlenden Lehrer.
Es gab schon die Anfrage nach einer Aufnahme mit Beispielen zur Demonstration: wir hoffen ein bisschen, dass die Lücke noch gefüllt werden kann.
Ich, für meinen Teil, werde meine Erfahrungen anbieten.
So wie wir Tanzschritte unterteilen, so werden wir auch den Einsatz der Zungenspitze unterteilen, um eine verständliche Erklärung zu liefern. Die Trompetenschüler im Corps der Kavallerie machen es auch nicht anders, wenn sie den Einsatz der Zungenspitze erlernen. Der Ausbilder schreibt vier Silben auf eine große Tafel und beschreibt damit die Artikulation als Aufgabe der Zungenspitze: tu du gu du (man muss das für die Trompete genauso gut können, denn man braucht es für manche Fantasien)
Der Schüler buchstabiert die Artikulation auf seinem Instrument. Dabei wird er nach und nach immer schneller bis er flüssig bläst. Das klingt dann als Tudugu. Für den Doppelschlag der Zungenspitze schreibt man: Tudugududugudu, bis zum Tudugududugudu.
Der Leser möge uns die Abschweifung in einen Bereich, der uns nicht geläufig ist, verzeihen.
Aber keine Erklärung ist unbrauchbar. Im Grunde gehen wir beim Tayaut nach der gleichen Methode vor. Wir schreiben die Noten wie einen Triller, wir arbeiten aber nur mit der Zunge. Die Lippen sind ganz unbeteiligt.
Wenn die Luft im Mund komprimiert ist, stoßen wir mit der Zunge an. Den Ton kann man als tu darstellen. Dann legen wir die Zunge für den zweiten Teil um. Ohne Unterbrechung strömt die Luft an der Zunge vorbei und erzeugt einen scharfen Ton, den man als i beschreiben kann. Dann zieht die Zunge sich zum zweiten Mal zurück, der Ton wird weicher und wir beschreiben ihn als tu-iu. Danach schieben wir die Zunge für das dritte Mal vor um alles wie beim zweiten Mal auszuführen. Den Ton kann man als tu-i-u-i-u beschreiben. Man bläst die Töne nicht zu schnell hintereinander und bewegt die Zunge so, dass sie (die Töne) einzeln hörbar bleiben. Dieser gedämpfte Ton, diese Besonderheit des Vorschlages, entsteht entsprechend der Notenschrift auf der dritten Seite oben.
(Anm. des Übersetzers: der Satz erklärt sich aus einer anderen Blattaufteilung des Originals)
Zu Anfang führt die Übung zu einem ziemlich unangenehmen Juckreiz auf der Zunge. Das verliert sich aber nach kurzer Zeit, wenn man fleißig weiter übt.
Wenn Sie einen Erfolg ihrer Bemühungen bemerken, machen Sie weiter und erhöhen Sie die Kadenz, übersetzt als tuiuiu – tuiuiu als dreifach Achtel und tuiu für eine Viertel Note.
Passagen in Forte müssen immer abgesetzt (nicht angebunden, d. Übersetzer) werden, wenn man einen Tayaut folgen lassen will.
N.B. Dreifach Achtel, aufsteigend oder absteigend, werden nicht als Tayaut gespielt.
Naturtöne und gestopfte Töne
Der normale Tonumfang der Trompe de Chasse, da sie sehr groß ist, erlaubt nur Musikstücke, die besonders dafür geschrieben wurden.
Die Praxis auf diesem Instrument und der Klang des Orchesterhorns haben uns dazu gebracht, Stücke einzuüben die den normalen Bereich überschreiten. Mit Hilfe der Hand, die in die Stürze gehalten wird, verlängert oder verkürzt man die Luftsäule.
Vorzugsweise sucht man nicht gerade Stücke mit schneller Kadenz aus. Eher Andante religioso (Berceuse de Jocelyn ou le Rêve de des Grieux, de Massenet).
Wir haben festgestellt, dass bestimmte Hornisten die geschlossene Faust in die Stürze halten. Aber die Klangfarbe ist eine sensible Sache.
Die Töne klingen nicht gleichmäßig, die offenen Töne klingen hell, die gestopften dumpf. Dieser unschöne und unharmonische Klang, hat uns eine andere Methode suchen lassen. Hier ist, was wir gefunden haben:
Die rechte oder linke Hand, je nach den Möglichkeiten des Bläsers, hält das Horn dicht am Mundstück. Die andere Hand liegt ausgestreckt, mit den Fingern aneinander, den Daumen angelegt, an der Innenwand der Stürze. So bläst man die Naturtöne.
Wenn ein gestopfter Ton geblasen werden muss, drücken Sie die Hand etwas in die Stürze, so, dass mit den Fingern der Beginn der Stürze geschlossen wird.
Bei Partien für mehrere Instrumente, auch wenn keine gestopften Töne vorkommen, muss man sich anpassen, um einen einheitlichen Ton und Klang zu erzeugen.
Es ist so, dass die Ausführung eines Solos oder das Zusammenspiel mit gestopften Tönen eine große Meisterschaft auf dem Instrument erfordern. Besonders die Noten mit gestopften Tönen erfordern viel Übung mit der Hand.
Ein Horn, in dieser Art gespielt, und hinter einer Abtrennung gehört, vermittelt den Eindruck eines Violoncellos.
Die Dämpfung
Die Töne der Trompe klingen hell und scharf, erst Recht für einen Anfänger. Um das Üben in geschlossenen Räumen zu erleichtern, hat man nach Möglichkeiten gesucht, die Vibrationen zu dämpfen. Man nimmt kein Taschentuch oder einen anderen undurchlässigen Stopfen und steckt ihn in den Grund der Stürze. Eine schlechte Methode, denn es ermüdet den Schüler schnell weil das Taschentuch für den Schall und die Luft nahezu undurchlässig ist.
An Stelle des Taschentuches verwenden Sie besser einen besonderen Dämpfer. Fertigen Sie einen lockeren Stopfen aus Papier.
Beide Methoden haben den Nachteil, dass sie die Tonhöhe des Instrumentes verändern. Die Trompe in D klingt wie in ES. Das macht nichts aus, solange man alleine bläst. In der Gruppe sollten aber alle Bläser auf die gleiche Art dämpfen. Es ist dann vorteilhafter, dass Spiel im pp zu üben, ohne Dämpfer. Man muss die Luft anpassen, das ist weniger ermüdend. Weniger ist mehr.
Wir haben beobachtet, dass die Temperatur des Metalls der Trompe Auswirkungen auf die Tonhöhe hat. Das macht sich beträchtlich bemerkbar.
Wenn im Winter ein Bläser in einem geheizten Raum spielt, klingt sein Instrument in D. Die Antwort von draußen wird einen halben Ton tiefer sein.
Blasen zu Pferde
Die Trompe trägt man über der Jacke, die Stürze unter dem Arm, rechts und nach hinten. Solange man nicht bläst, hält die linke Hand die Zügel. Sobald Sie blasen wollen, nehmen Sie die Trompe in Brusthöhe, legen Sei den Ring auf dem Ellenbogen auf und richten Sie den Kopf aus. Setzten Sie das Mundstück wie vorgeschrieben an und drehen Sie den Kopf leicht nach rechts. Damit vermeiden Sie einen Kopfstoß des Pferdes, der die Hand herunterzieht. Dadurch wird das Körpergewicht auf die Steigbügel verlagert und es kann eine Kette von harten Reaktionen auslösen.
Das Blasen in einer Gruppe.
Das Blasen in einer Gruppe, besonders, wenn es sich um eine größere Anzahl an Bläsern handelt, folgt im Allgemeinen der Figur eines Gänsefluges, d.h. die Gruppe bildet eine V – Form. An der Spitze steht die erste Stimme und an den Spitzen der Flügel die Bass – Stimmen. Die Bläser unterscheiden sich in die Bläser, die forte und die, die radouci (piano) blasen. Die letzteren blasen auch die Partien mit den gestopften Tönen. In der V – Form stehen die „radoucis“ rechts und die „forte“ links.
Die Stürzen sind zur Innenseite der V – Figur gedreht. Das hat den Vorteil, dass die Stürzen nicht verdeckt werden.
(Anmerkung des Übersetzers: Im Originaltext ist von der Figur des Entenfluges die Rede. Nun fliegen Enten bekanntlich als Schof, Gänse dagegen in der typischen V – Form. In den Niederungen der Niederwildjagd scheint Rochard sich nicht so gut auszukennen. Enten wurde daher in Gänse geändert)
Die Pflege für das Horn.
Wer seine Trompe liebt, pflegt sie auch: er vermeidet Stöße, Beulen und Schrammen sind so unschön, wie Falten im Gesicht. Er transportiert sein Horn in einem stabilen Koffer. Soweit die Regel für einen Amateur. Für Bläser in einer Jagdgesellschaft ist das ganz anders: da kann man einen Sturz des Pferdes nicht immer verhindern oder man stößt an einen Ast. Für diese Leute ist der Ersatz eines Horns wie ein neues Hufeisen für die Pferde.
(Anmerkung des Übersetzers: Da bekommen wir einen Einblick in den Aufwand und die Kosten der Reitjagd. Wir kaufen uns einmal ein kostbares Horn, hüten es wie einen Augapfel und es hält dann eine Generation oder länger. Hier wird es zum Verbrauchsmaterial. Man weiß auch, dass von einem Jagdreiter erwartet wird, mehr als ein Pferd zur Verfügung zu haben. Dazu noch die Equipage, die dafür sorgt, dass ihm das frische Pferd zugeführt wird und das verletzte oder müde Pferd fachmännisch versorgt wird)
– Das Horn muss innen und außen in einem sauberen Zustand gehalten werden.
– Für das Äußere gibt es reichlich Pflegemittel.
– Für das Innere ist es viel schwieriger.
Um Verkrustungen von Speichel zu lösen, ziehen Sie regelmäßig einen Wattebausch mit warmem Wasser durch das Horn. Niemals Milch nehmen: das ist ein Fehler. Milch enthält Fett, das oxydiert. Nachdem Sie den Wattebausch durchgezogen haben, lassen Sie warmes Wasser durchlaufen. Füllen sie es an der Stürze ein und lassen Sie es am anderen Ende wieder heraus laufen.
Hängen Sie das Horn niemals auf, wo es Wärme ausgesetzt ist oder von einer Gasflamme angestrahlt wird, Ein Horn, das lange auf einem Dachboden lagert, wird genauso beschädigt. Das Kupfer (Anm. MG: auch damals war das Material Messing!) wird spröde und es bilden sich spontan Risse.
Wenn Sie blasen, wird das Kondensat aus Speichel und Atemluft die Reinheit des Tones verändern. Sie müssen die Flüssigkeit ausgießen, sobald Sie das charakteristische Geräusch bemerken. Das sollte im Durchschnitt geschehen, nachdem man eine oder zwei Fanfaren geblasen hat.
Niemand bläst das ganze Programm ohne Entwässern durch. Das Entwässern durch die Stürze ist ein anderer Fehler. Das Instrument ist niemals ganz trocken. Immer, bevor man es wegpackt, muss man den Speichel an der Mundstückseite ausgießen. Wenn man das sofort macht, wird das Horn schnell trocknen.
Das Mundstück muss sauber gehalten werden. Sie müssen regelmäßig mit einem Streichholz oder einem anderen Gegenstand die Anhaftungen entfernen. Im Laufe der Zeit würden die Ablagerungen sonst das Instrument verstopfen.
Ein guter Rat: Schneiden sie sich ein Stück Holz zu, die Form wie ein Wirbel an der Geige, so groß, wie ein Getreidekorn und drücken Sie es nach Ihrem Auftritt in das Mundstück. Danach legen Sie es in ein Etui und vermeiden damit jeden Kontakt mit Schmutz. Ein versilbertes Mundstück ist antiseptisch, so sagt man. Aber es ist teuer. Ein Mundstück aus Neusilber gibt Sicherheit für Sauberkeit. Aber: Verleihen Sie niemals ihr Mundstück!
(Anmerkung des Übersetzers: Neusilber ist der deutsche Fachausdruck für die Legierung aus Kupfer, Nickel und manchmal Zink. Der Handelsname ist Alpacca. Man kannte diese Legierung schon länger. Erst in den Inflationsjahren nach dem 1. Weltkrieg wurden in Deutschland als Sparmaßnahmen und Mangel an echtem Silber vielfältige Anwendungen erschlossen. Im europäischen Ausland wurde der Werkstoff darum auch als „deutsches Silber“ verspottet. Die Verwendung beim damaligen „Erzfeind“ in einem der Art traditionellen Bereich ist auf jeden Fall bemerkenswert)
Ich glaube, verehrter Leser, dass ich keinen der Ratschläge, die ich seit langer Zeit schon gegeben habe, ausgelassen habe. Ich denke, ich habe nichts ausgelassen. Aber lassen sie mich nochmal daran erinnern: Wenn sie ein Virtuose werden wollen, erfordert das viel Arbeit und Ausdauer.
Also, auf zum Üben und ich wünsche Ihnen allen den Erfolg, den Sie verdienen.
Übersetzung aus dem Französischen: Peter Aumann, 2022 (leicht gekürzte Fassung, Karl Merz)