Emblem eo Jahre Jagdhornbläser Freiburg
Emblem 50Jahre Jagdhornbläser Freiburg

Ein freudiges Ereignis

1961 war ein Jahr mutiger Ent­scheidungen: Die Großmächte schickten die ersten Menschen ins All, in Deutschland wurde die erste Frau Ministerin und in Freiburg beschloss eine Hand­voll von Männern, Jagd und Musik dauerhaft zu verbinden – die Freiburger Jagdhornbläser wurden „geboren“.
Seit rund zehn Jahren durften deutsche Jäger wieder jagen und nicht wenige musikinteressierte unter ihnen ließen die Traditi­on des Jagdhornblasens wieder aufleben, wobei man unter Jagdhorn das Fürst-Pless-Horn, das kleine 5-tönige Signalhorn verstand, das schon 100 Jahre zuvor das große Parforcehorn im Jagdbetrieb ersetzt hatte. Aber was oder wer gab im Verein Badischer Jäger, Kreisgruppe Freiburg, 1961 den Anstoß zur Gründung einer Jagdhornbläsergruppe in Freiburg?
Streng genommen war es … die Enkelin von Zahnarzt Johan­nes Apelt, deren Geburt den frisch „gebackenen“ Großvater so begeisterte, dass er nach der Hauptversammlung gerne ei­nen ausgab. Man kam ins Ge­spräch – auch über das Jagd­hornblasen, das Zahnarzt Apelt schon lange interessierte. „Seid ihr so ein elitärer Verein, dass bei euch nur Förster mitblasen dürfen?“ soll er die Mitgliedern einer Förstergruppe gefragt ha­ben, die seit einigen Jahren bei Anlässen des städtischen Fortsamts und der Jägervereinigung mit ihren Jagdhörnern auftra­ten. Schnell war diese Befürch­tung zerstreut, und als man auseinander ging, vereinbarten Jäger und Förster gemeinsame Proben für die Zukunft. Kreisjägermeister Heinz Stark, der kaufmännische Direktor des SWF-Landesstudios Freiburg, freute sich, dieses „Projekt“ unterstützen zu können: Damit auch musikalisch anspruchs­vollere Ohren in der Öffentlich­keit gerne dem Hörnerklang lauschten, vermittelte er aus seinem SWF-Unterhaltungsorchester Solo-Trompeter Robert Bodenröder als professionellen Dirigenten. Schließlich sollte auch das Jagdhornblasen von Anfang an „Hand und Fuß“ ha­ben – wie Zahnarzt Apelts mun­tere Enkelin!
„Am Sonntag, dem 2. Juli 1961, nachmittags um 15 Uhr, trat die Freiburger Jagdhornbläser- gruppe anläßlich der Mitglie­derversammlung des Vereins Badischer Jäger, Kreisgruppe Freiburg, im Waldseerestaurant in Freiburg zum ersten Mal öf­fentlich auf, sollte Gerd Wal­liser in seiner Ansprache zur 25-Jahr-Feier der Freiburger Jagdhornbläser später berich­ten.
Aber wer waren diese Bläser der ersten Stunde? Um den Kern der städtischen Förster Hubert Dietsche, August Dold, Ru­dolf Eberle, Hubertus Nimsch, Rudolf Scheppele und Hubert Schüle fanden sich vor allem ei­nige jagende Berufskollegen von Zahnarzt Johannes Apelt.
Die Proben fanden die ersten 10 Jahre im Gebäude des SWF- Landesstudios in der Kyburg in Günterstal statt.
Bald waren die Bläser bei den unterschiedlichsten Anlässen gefragt:‘ bei runden Geburtsta­gen, bei Empfängen der Stadt, bei Hubertusmessen, Beerdi­gungen und -nicht zuletzt- bei Treibjagden. Und die profes­sionelle musikalische Leitung brachte den Freiburger Jagd­hornbläsern immer bessere Platzierungen bei Landes- und Bundeswettbewerben – bis zum bisher einzigen 1. Platz beim Bundeswettbewerb in Kranich- stein 1971, wobei auch neun Hexentäler Bläser mitwirkten! Blickt man heute auf die An­fangsjahre zurück, so kommt ei­nem vieles unwirklich vor: Das schnelle Wachstum der Gruppe trotz hoher Fluktuation, das große Altersspektrum, der im­mer wiederkehrende Wettbe­werbsdrill und die zahlreichen Jagdeinladungen mit sanges­freudigen Schüsseltreiben bis spät in die Nacht. 2011 ist vie­les anders als vor 30 oder mehr Jahren – innerhalb wie außer­halb der Gruppe. Was die Bläser heute jedoch genauso antreibt wie die Bläser damals, ist über die Jahre gleich geblieben: die Freude an der Jagd, die Freude an der Jagdmusik und die Freu­de am Klang eines sauber gebla­senen Naturhorns!
Hubert Dietsche und Max Olbricht

Beim Landeswettbewerb 1964 erstmals dabei: v. li. knieend Schule, Stadelbacher. Förster:
v. li. stehend vorne Scheppele, Anton Andris, Bodenröder. Apelt. Butz. Voss:
v. li. stehend hinten Nimsch, Reich, Obreiter, Eberle, Kupferschmied, Jautz, Dietsche.

Robert Bodenröder – erster Dirigent der Freiburger Jagdhornbläser

Vita in Kürze

Robert Bodenröder wurde 1928 ge­boren und erhielt seine Ausbildung als Trompeter in Frankfurt.

1955 – 1970 Mitglied des Kleinen Or­chesters des SWF in Freiburg.

  1.  – 1994 Mitglied des Sinfonieor­chesters des SWF in Baden-Baden.
  2.  – 1995 Dozent für Trompete an der Musikhochschule Freiburg.

Seit 1981 Professor für solistisches Trompetenspiel an der Musikhochschule Freiburg.

Während seiner Berufszeit zahlreiche Schallplatteneinspielungen auf Naturtrompeten.

Erste Kontakte

Ich lernte Robert Bodenröder (RB) 1963 kennen; er brachte mir das Blasen des Fürst-Pless-Horns und die Jagdsignale bei. Von 1964 bis 1969 unterrichtete er mich dann noch auf der Trompete, wie übrigens auch unseren jetzigen Obmann Max Olbricht. 1966 trat ich mit 14 Jahren in die Freiburger Jagdhombläser ein und lernte in den folgenden Jahren den Menschen RB näher kennen und schätzen.

Der Mensch und Musiker

Robert Bodenröder war von Gestalt ein eher untersetzter, rundlicher Mann mit schon früh gelichtetem Haar. Dem Wesen nach war er fröh­lich und als gebürtiger Hesse mit Humor ausgestattet. Er strahlte Ruhe und Optimismus aus und war irgendwie eine barocke Persönlich­keit. Sein Trompetenton war in allen Registern volltonig und er blies im­mer mit vollem Risiko, gemäß seiner Devise „wenn Du falsch bläst, hört man es auch, wenn Du nur zaghaft und leise bläst!“ Sein Interesse für das Fürst-Pless-Horn rührte her von seinem Faible für Naturtrompeten, also ventillose Trompeten, wie sie in der Barockzeit üblich waren und die von den Bläsern höchstes Können erforderten.

Die Proben

Bei den Bläserproben zeigte er sich als Profi mit uneingeschränkter Au­torität. Er duzte sich mit niemandem, außer mit dem damaligen Obmann Hubert Dietsche, was seine Sonderrolle in der Gruppe unterstrich; er war also kein „primus inter pares“. Ganz wichtig war ihm solides Einblasen; die Töne wanderten von Blä­ser zu Bläser, keiner konnte sich verstecken. Er setzte durch, dass ausschließlich Hörner mit Stimmzug verwendet wurden. Das kleine B-Hom hielt er mit zwei Händen wie ein großes Vertilhom, um auf die Be­deutung eines möglichst drucklosen Ansatzes hinzuweisen. Die Bläser beriet er individuell beim Erwerb ei­nes geeigneten Mundstücks, was die Breite des Rands und die Tiefe des Kessels anlangte.
Auch wenn ein Stück schnell gut saß, warnte Robert Bodenröder stets vor Hochmut; sein Motto war dann „es ist vielleicht nur Hänschen klein, aber es will auch gut gespielt sein“. Bei den Proben erwies er große päd­agogische Fähigkeiten, er war gedul­dig und konnte Selbstvertrauen ver­mitteln („den Ton vorhören und auch hohe Töne furchtlos anspielen“) und seine musikalischen Interpretatio­nen hatten eine tänzerische Note. Ein Kenner der Jagdmusik hat ein­mal über die Freiburger Jagdhorn­bläser jener Jahre gesagt: „C’est la difference – it swings!“

Die Wettbewerbe – die Erfolge

Robert Bodenröder bereitete die Gruppe auf die Landes- und Bun­deswettbewerbe akribisch vor. Er war sehr ehrgeizig und wollte mit der Gruppe eine gute Platzierung errei­chen. Er war überzeugt, „eine gute Vorbereitung schafft ein gutes Gewis­sen“. Noch kurz vor dem Auftritt wur­de in der Nähe des Wertungsplatzes geprobt. Seine gewissenhafte Arbeit zeitigte bald schöne Erfolge (siehe Zeitstrahl in dieser Festschrift), der größte war 1971 der Bundessieg auf Schloss Kranichstein bei Darmstadt.
In Sachen musikalischer Interpre­tation und notengerechter Spielwei­se war Robert Bodenröder überaus kämpferisch: Gegenüber dem dama­ligen Landesobmann Reinhold Stief äußerte er sich einmal bei einem Landeswettbewerb freundlich aber bestimmt wie folgt: „Herr Stief, ich sage es Ihnen ungern, aber Sie bla­sen falsch!“

Schlussbetrachtung

Robert Bodenröder hat in der nun­mehr 50-jährigen Geschichte der Freiburger Jagdhornbläser das mu­sikalische Fundament gelegt. Er war ein großer Freund und Förderer der Jagdmusik. Er war ein Glücksfall für das Jagdhorn-Blasen in und um Freiburg und zusammen mit Ob­mann Hubert Dietsche bildeten sie das erste „Dreamteam“ . Sein Inte­resse an den Freiburger Jagdhorn­bläsern blieb auch nach Aufgabe seiner Leitungsfunktion 1971 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 bestehen. Die Freiburger Jagdhornbläser erin­nern sich gerne an Robert „Robby“ Bodenröder!
Knut Englert

Die Bundessieger von 1971 vor Schloss Kranichstein bei Darmstadt
Vorne v. li. Schule, Karpe, Dietsche, Bodenröder, Scheppele, Hönninger, Reich, Englert;
Mitte v. li. Butz, Hexentäler, Hexentäler, Hexentäler, Hexentäler, Hexentäler, Urs Riehle, ? , Jautz, Riesterer:
Hinten v. li. Reimer, Hexentäler (Joos). Anton Andris. Hexentäler, Hexentäler, Pleuger, Schaut, Escher, Hexentäler (Reichenbach)

Die Aera Ewald Antoni

Ewald Antoni

Ewald Antoni, geboren 1954, wuchs in Traustadt / Unterfranken auf, wo seine Eltern eine Metzgerei und einen Gasthof betrieben. Schon als kleiner Junge entdeckte er seine Liebe zur Trompete und blies als Kleinster in der Stadtmusik mit. Ich erinnere mich an ein Foto, darauf der kleine Ewald in Uniform, wobei die Mütze fast das ganze Gesicht bedeckte. Er war ein derart talentierter Musiker, dass er bereits nach der Volksschule auf die Musikhochschule nach Würzburg gehen durfte, wo er als 18 – jähriger seinen Abschluss mit großem Erfolg machte. Er bekam sofort eine Anstellung am Philharmonischen Orchester in Freiburg, und da es den hiesigen Solotrompeter in die USA verschlug, übernahm Ewald die sehr anspruchsvolle Solo Trompeterstelle. Als Bläserobmann Hubert Dietsche im Jahre 1973 einen neuen Dirigenten suchte, wurde ihm beim Philharmonischen Orchester Ewald Antoni empfohlen. Seit dieser Zeit dirigierte und prägte Ewald Antoni die Freiburger Jagdhornbläsern bis zum Jahr 2006. Es war für die „gestandenen“ Jagdhornbläsern nach dem viel älteren Robert Bodenröder ein ungewohnter und schwer zu akzeptierender Umstand, dass ein „So junger Schnösel“ das musikalische Sagen haben sollte. Aber wie so oft im Leben – setzte sich Qualität durch und bald war er voll anerkannt und jeder versuchte das umzusetzen, was er vorgab. Wie sein Vorgänger Robert Bodenröder legte Ewald großen Wert auf einen „drucklosen Ansatz“ und auf die richtige Atemtechnik. Dass er auch ein guter Ausbilder war, beweist seine Lehrtätigkeit an der Musikhochschule in Freiburg, wo er bis zum heutigen Tag noch Trompetenschüler unterrichtet. Ein beredtes Zeugnis seiner erfolgreichen Tätigkeit mit den Freiburger Jagdhornbläsern waren die vielen guten Platzierungen bei Landes- und Bundesmeisterschaften im Jagdhornblasen (s. Zeitstrahl).

Solche Erfolge konnten natürlich nur mit erheblichem zusätzlichem Probenaufwand erreicht werden und so fanden vor solchen Wettbewerben regelmäßig auch Probewochenenden und Registerproben statt – die schönsten waren zweifellos die in Saxermatt im Häuschen von Susi Planz hoch oben in den Vogesen, wo man ungestört in Gottes freier Natur blasen konnte. Nachdem sich die Freiburger Jagdhornbläser zur Umstellung auf das Es – Horn entschieden hatten, stand E. Antoni voll hinter der Gruppe und führte sie zu weiteren Erfolgen, wo bei er vor allem die französische Art des Blasens bevorzugte. Er initiierte Konzertauftritte, z.T. mit Chören (so z.B. mit dem Thüngersheimer Männerchor zweimal in Breisach in der Aula der ZBW und anlässlich des Gegenbesuchs der Freiburger in einer Klosterkirche bei Würzburg) oder mit Alphornbläsern und einer Sängerin beim „Fest der Innenhöfe“ im Hof der Alten Universität in Freiburg. Dank seiner Initiative und persönlichen Beziehungen fanden auch erfolgreiche und ewig in Erinnerung bleibende Konzertauftritte in Ungarn, in Regensburg und in Matsuyama (Japan) statt. Dass eine derartig intensive Dirigententätigkeit einer Bläsergruppe über so viele Jahre viel Kraft und Einsatz erfordert, weiß jeder, der sich in der sich in dieser Materie auskennt. Und so war es nicht verwunderlich, dass Ewald Antoni nach 33 Jahren – nach dem erfolgreichen Landesbläsertreffen in Ellwangen – um eine Auszeit bat. Leider ist es bei dem „ Aus“ geblieben, so dass sich die Gruppe um eine Nachfolge kümmern musste. Neben seiner Leidenschaft für die Musik gilt seine Liebe dem Essen und Kochen. So wie er Meister der Trompete ist, ist er auch ein Meister am Herd, wobei seine Herkunft (s.o.: Metzgerei und die gute bodenständige Küche des Gasthofes) dieses Hobby sicherlich geprägt hat. Und so durften viele von uns seine Kochkünste bei dieser oder jener Feier genießen – vor allem, da er ein vorzüglicher und großzügiger Gastgeber ist und auch gerne – möglichst jede Gelegenheit nutzend – feiert. Ewald Antoni hat über mehr als drei Jahrzehnte die Freiburger Jagdhornbläser geleitet und geprägt. Er hat sich unendliche Verdienste um die Gruppe erworben, wofür wir ihm sehr, sehr dankbar sind. Er ist uns nach wie vor verbunden, was seine häufige Präsenz bei besonderen Auftritten zeigt. 

Lieber Ewald – danke! 

verfasst von unserem verehrten Bläserkollegen Rolf Müller zum Anlass der 50 Jahrfeier im Jahre 2011

Geschichte unserer Instrumente

Geschichte des Alphorns

Ratschläge für das Blasen der Trompe

Herkunft und Entwicklung deutscher Jagdsignale